Winter und Schneechaos – die Auto-Winter-Not-Kiste

Geposted von Niki Vogt am


(von Niki Vogt) Endlich richtig Winter. Die Welt ist verzaubert. Wie schön ist es da im warmen Heim, man mag doch nochmal den Weihnachtsbaum für ein paar Tage länger behalten und nochmal erleuchten und schöne Musik spielen lassen. Draußen, im Vogelhäuschen balgen sich die Piepmätze um das Futter, und der Kaminofen knackt und knistert. Idylle pur. Wenn man sicher daheim ist.

Zur selben Zeit an anderem Ort kann diese Winterwunderlandschaft sehr ungemütlich sein, nämlich, wenn man unterwegs ist. Solange die Straßen und Autobahnen frei sind und man einigermaßen zügig durchkommt, mag das ja alles noch angehen. Im Gegensatz zu den rumpelnden Kutschen früher haben wir in den neuzeitlichen Automobilen ja eine Heizung. Sogar für die Scheiben, damit sie nicht einfrieren. Besonders schön: eine Sitzheizung. Herrlich. Wundervoll, solange alles läuft.

Sobald aber die ungünstige Kombination von schneebedeckter Fahrbahn, vielleicht noch Schneetreiben und gleichzeitig unfähigen oder tollkühnen Autofahrer auf der Straße eintritt, sieht die Sache anders aus. Es reicht schon ein lieber Mitbürger, der entweder verantwortungslos fährt, unverzeihlicherweise mit Sommerreifen unterwegs ist oder schlichtweg mit der Situation überfordert – und es geschieht ein Unfall, oder jemand rutscht, schleudert und landet quer auf der Fahrbahn oder so dumm im Graben, daß die Straße blockiert ist.

Besonders ein sich querstellender Laster ist ein Garant für eine auf Stunden blockierte Straße. Wenn man Glück hat, kann man auf einer Landstraße wenden und sich wieder herausmanövrieren. Hat man Pech, steckt man stundenlang, wenn nicht fast einen ganzen Tag im Stau, besonders auf Autobahnen erwischt einen das übel. Dazu muß es noch nichteinmal Schnee und Eis haben. Es muß nur kalt sein und ein größerer Unfall passieren, der den Verkehr auf der Autobahn zum Stillstand bringt und für ein paar Stunden geht nichts mehr.

Das Problem: Man kann nicht einfach andauernd den Motor laufen lassen, denn das Benzin reicht nicht ewig. Stellt man aber den Motor ab, wird es schnell sehr ungemütlich kalt. Schon nach einer Stunde Hocken in der Kälte ist meist eine Erkältung abonniert. Nach mehreren Stunden wird es gefährlich. Dann fängt man an, draußen herumzuhüpfen und sich durch Bewegung aufzuwärmen. Was nur bedingt gelingt. Aber was bleibt anderes übrig?

Doch, da gibt es gute Möglichkeiten, die ich schon seit Jahren jeden Winter anwende und das mit großem Erfolg: Die Auto-Winter-Not-Kiste. Jeder aus der Familie hat die von mir aufgenötigt bekommen, und nach dem ersten Ernstfall-Einsatz auch sehr zu schätzen gewußt.

Man nimmt einfach eine stabile Klappkiste (natürlich geht auch ein Pappkarton), und dazu eine oder mehrere warme, gut isolierende Decken. Spezielle Isolierdecken gibt es bei Outdoorläden. Aber auch eine dicke, warme, ganz normale Wolldecke tut ihren guten Dienst. Vielleicht haben Sie welche, die nicht mehr so schick sind? Wer eigentlich immer allein fährt braucht nur eine, ansonsten noch eine für jeden Mitfahrer einstecken. Damit hält man es schon ganz gut aus im Auto. Es reicht dann für’s Schlimmste aus, von Zeit zu Zeit den Motor anzuwerfen, 10 Minuten zu heizen und dann wieder 20 Minuten in die Decke gemummelt auszuhalten. Richtig gut funktionieren zusätzliche Körper, Hand- und Fußwärmer. Die nehmen nicht viel Platz weg, entwickeln eine Wärme von über 50 °C und das über sieben Stunden. Bis dahin sollte die Situation ausgestanden sein. Wer sich so ein Körperwärmer-Pad auf den Bauch oder auf den Rücken zwischen Kleidung und Unterwäsche klemmt, in jeden Schuh einen Fußwärmer und die Hände mit Handwärmern richtig mollig warm hält, dabei in eine warmhaltende Decke gekuschelt, kann es locker einen Tag lang ohne zu frieren aushalten. Besonders wenn Kinder an Bord sind, kann das lebenswichtig sein. Ein paar Wärmekissen sollten immer in der Kiste sein.

Mein Tipp: Auch ein gutes Buch oder Zeitschriften in die Kiste packen, es wird langweilig. Auch das Radio sollte nicht stundenlang laufen, wenn man nicht fährt und die Autobatterie nicht nachgeladen wird. Das bedeutet auch, daß es dunkel wird im Auto, wenn der Motor aus ist, die Batterie geschont werden muß, aber die Sonne untergeht. Das pflegt sie im Winter relativ früh zu tun. Unverzichtbarer Bestandteil der Kiste ist daher auch eine Taschenlampe. Sehr gutes Licht geben Mag-Lite Taschenlampen, die allerdings teuer sind und viele dicke Batterien brauchen, was leider oft zu dem Effekt führt, daß man zwar eine tolle, schwere Lampe bei sich hat, aber die Batterien leer sind oder nur noch ein Weilchen funzeln. Wesentlich besser sind zu diesem Zweck LED-Taschenlampen. Wer sin um Batterien keine Sorgen machen will, kauft am besten LED-Lampen mit Kurbelantrieb. Da LED-Leuchtmittel sehr wenig Strom brauchen, erzeugen zwei Minuten Kurbeln genug Strom für eine ganze Weile Beleuchtung. Und dann kurbelt man wieder ein bißchen. So eine Lampe sollte man übrigens nicht nur im Winter im Auto dabei haben.

Hat man Kinder dabei, ist es besonders wichtig, etwas zum Zeitvertreib dabeizuhaben. Ein Märchenbuch zum Vorlesen, ein Lieblingsspiel der Kinder oder – in dieser Situation unbezahlbar – ein Tablet oder Smartphone, auf dem sie zusammen ein kindgerechtes Filmchen gucken können (gibt es zuhauf auf Youtube). Ein voll geladenes Tablet oder Smartphone kann eine ganze Weile für Ruhe im Fahrzeug sorgen, und das ist auch gut für die Eltern, die einer nervenzerfetzenden Zankerei zu Tode gelangweilter und frustrierter Kinder nicht entkommen können. Dabei ist das Langeweile-Gezänk noch die sanfte Variante. Frierende und hungrige Kinder schreien noch ganz anders und man ist als Eltern ziemlich verzweifelt, weil man weiß, daß die Lage gesundheitlich gefährlich wird für die Kinder und man sie nicht mehr ablenken der beruhigen kann. Und ob es dem Roten Kreuz oder dem THW gelingt, in angemessener Zeit aufzukreuzen und sich in der Rettungsgasse dann Hundert und mehr Fahrzeuge vorzuarbeiten und alle zu versorgen …

Essen hält Leib und Seele zusammen, heißt es –  und das nicht ohne Grund. Je nachdem, wann man zuletzt etwas zu Essen bekommen hatte, bevor man losfuhr, kann es sein, daß sich nach einiger Zeit Hunger einstellt. Nun würden die meisten von uns sicher keinen Schaden erleiden, einmal einen Tag lang nichts zu essen. Man ist aber in einem Winterstau auf der Straße in einer anderen psychischen und physischen Situation. Ersteinmal friert man sehr viel schneller, wenn man hungrig ist, und zweitens gerät man bald in eine ganz schlechte Laune bishin zur Panik, wenn man in einem Stau gefangen ist, kalt, hungrig und ungewiß, wann und wie es weitergeht. Also wäre es gut, etwas zu essen.

Daher sollten in der Auto-Winter-Notkiste neben der Wolldecke, Wärmepads und einem guten Thriller noch ein paar Kekspackungen oder anderes Knabberzeugs sein. Das spendet Trost, stillt etwas den Hunger und verschafft bessere Laune. Am besten etwas Salziges, das wärmt. Und ausreichend Wasserflaschen zum Trinken, denn das Knabbern macht durstig, und man sollte auch nicht lange Zeit ohne Trinken sein. Besonders bei Kindern ist das sehr wichtig. Wer nicht ständig das Knabberzeugs erneuern will, der kann sich auch haltbare Langzeitnahrung ins Auto stellen. Zum Beispiel Dosen mit Vollkornbrot oder Pumpernickel. Das ist gesund, nahrhaft, schmeckt richtig gut und hält lange. Vielleicht noch aus dem Supermarkt länger haltbare Aufstriche wie zum Beispiel Streichwurst im Glas, ein Glas Nuß-Nougat-Creme oder Fischkonserve dazu – schon kann man sich ein Abendbrot machen.

Noch besser, tröstlich und absolut Deluxe ist aber etwas richtig warmes zu Essen in dieser Situation. Wie das geht? Auch dafür hat die Militär-, Outdoor- und Survival-Szene längst schlaue Lösungen entwickelt. Es gibt einen Kocher ohne Feuer. Das ist wichtig, denn im Winter ist es höchst ungemütlich, draußen mit einem Campingkocher herumzuwerkeln und einen Topf aufzusetzen, in den es hineinschneit, während man das Zittern und Frieren anfängt und eiskalte Füße bekommt. Wenn es nicht überhaupt zu windig ist. Im Auto kann man aber keinen Campingkocher anzünden. Hier sind diese feuerlosen Kocher geradezu ein Segen. Man brauch nicht einmal einen Topf dafür, der ist integriert. Das Ding besteht aus einer äußeren Kunststoffdose, einer darin befindlichen Edelstahlschale (da kommt das Essen hinein) und einem Deckel. Man legt in die Kunststoffschale ein Hitzekissen (kann man nachkaufen) und gibt Wasser darauf (mißt man in der Verpackunstüte des Heizkissens ab). Das Wasser setzt eine chemische Reaktion in Gang, die Hitze freisetzt, bis zu 95 °C! In die Kunststoffschale, auf dieses sich darin erhitzende Kissen, setzt man die Edelstahlschale mit dem Essen und darauf den Deckel, wie bei einem Topf, ganz einfach. Man kann den Deckel mit Klappverschlüssen dicht verschließen, so daß auch bei Umkippen im Auto nichts passiert.

Mit diesem feuerlosen Kochtopf kann man viel machen. Man kann einfach ein Glas mitgenommene Würstchen darin heiß machen, oder Tütensuppen, die man mit Wasser aus der Mineralwasserflasche anrührt. Man kann mitgenommene Nudeln darin kochen, ein fertiggericht oder eine Dose Ravioli … was man eben in so einer Situation am liebsten essen würde. Die Heizkraft reicht sogar aus, um etwa eine halbe Stunde lang Reis darin zu kochen. Wie gesagt, man kann die Heizkissen nachkaufen, der feuerlose Topf ist kein Einmal-Gebrauchs-Gegenstand. Also: Feuerlosen Kocher und Speisen zum darin zubereiten auch noch in die Auto-Winter-Not-Kiste packen.

Wie man den Kocher benutzt, kann man hier sehen:

Wenn man sowieso in Eis und Schnee im Auto sitzt und nicht weg kann, aber zufrieden und warm mit einer warmen Mahlzeit im Bauch, was zu knabbern und zu trinken und einem guten Buch in die Decke eingemummelt und mit Körperwärmern schon warm gut aufgehoben ist, bis es irgendwann weitergeht, sieht die Sache doch einigermaßen freundlich aus. Und man muß nicht fürchten, daß man sich eine schlimme Erkältung einfängt. Insbesondere, wenn man als Familie mit Kindern unterwegs ist, wird das Ganze zum großartigen Abenteuer. Sie sind dann der Held Ihrer Kinder! Die schauen nämlich staunend und bewundernd beim Kochen im Auto zu, kuscheln sich in die Decken, sind warm und gemütlich und können spielen, einer Geschichte zuhören oder Filmchen gucken und irgendwann ruhig einschlafen, denn sie haben volles Vertrauen in ihren Papa und/oder Mama, die die Situation beherrschen und immer wissen, was zu tun ist.

Das ist etwas ganz anderes, als frierend, hungrig, genervt und besorgt, weil nichts mehr geht, die heulenden, verzweifelten Kinder in Schach zu halten. Glauben Sie’s mir, ich hab das selbst durchexerziert. Nie wieder ohne Auto-Winter-Not-Kiste!


 

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